Mit dem Bodenradar lassen sich unterirdische Baustrukturen so detailreich wie mit keinem anderen geophysikalischen Verfahren abbilden. Zudem sind Aussagen zur Tiefe der erfassten Strukturen möglich. Da dieses Verfahren sehr gut auf versiegelten Flächen eingesetzt werden kann und mehrere Meter tief in den Boden einzudringen vermag, wird es nicht nur in der freien Feldflur sondern auch im Inneren von Gebäuden eingesetzt. Bei der Messung mit dem Bodenradar werden elektromagnetische Wellen in den Boden gesendet, um dann Laufzeit und Amplitude der reflektierten Signale zu registrieren. Die von einer Antenne direkt auf der Oberfläche erzeugte Welle breitet sich mit etwa einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit im Boden aus und wird an Schichtgrenzen zwischen verschiedenen Materialien reflektiert. Auf diese Weise lassen sich im Untergrund verborgene massive Baustrukturen in den meisten Fällen zuverlässig lokalisieren.
Im Laufe eigener Untersuchungen (Magdeburger Dom, Basilika Kloster Eberbach, Hildesheimer Dom, Evangelische Kirche Obbach….) zeigte sich deutlich das Potential dieser Methode bei der Detektion unterirdischer Mauerstrukturen im Inneren von Kirchen. Darüber hinaus eignet sie sich auch für die Lokalisierung gemauerter Grüfte und Grablegen, wie Sie z.B. auch im Magdeburger Dom detektiert und während der archäologischen Ausgrabungen freigelegt worden waren.
Zur Vertiefung - Literaturhinweise zur Radarprospektion in Innenräumen:
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