mehr als erwartet – Entdeckung der Grundmauern des Goslarer Doms

Goslar Domplatz

Goslar Domplatz, Übersicht aus südlicher Richtung

Tiefenscheibe der Bodenradarprospektion

Tiefenscheibe bei einer Tiefe von etwa 66 cm - 92 cm unter der rezenten Oberfläche

Interpretierende Umzeichnung

Interpretierende Umzeichnung der archäologischen Strukturen der Bodenradarprospektion

Im vergangenen März wurde im Auftrag des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege auf dem Domplatz in Goslar eine Bodenradarprospektion durchgeführt. Nötig machte die Untersuchung der heute als Parkplatz genutzten Freifläche eine geplante Neugestaltung des Areals als Grünanlage. Mittels der beauftragten Bodenradaruntersuchung sollte geklärt werden, in welchem quantitativen und qualitativen Umfang noch Reste der ehemaligen Stiftskirche St. Simon und Juda im Untergrund vorhanden sind. Weiteres Interesse galt den Relikten des südlich angrenzenden Kreuzganges mit umliegenden Gebäuden.

Aufgrund von historischen Schriftquellen, die den Abriss des Domes in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts dokumentieren sowie aufgrund von Quellen, die die anschließende Nutzung des Areals als Kasernen- und ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts als Parkplatz belegen, musste davon ausgegangen werden, dass es heute im Untergrund keine nennenswerte Baubefunde des Domes oder des Klosterbereichs mehr geben dürfte.

Auf der Basis erster, vielversprechender Untersuchungsergebnisse einer Bodenradarprospektion innerhalb und im direkten Umfeld der noch stehenden Domvorhalle, hat sich das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege dazu entschlossen, das Bodenradar auf dem kompletten Parkplatz einzusetzen. Im März 2019 erfolgte schließlich die Untersuchung der rund 6.800 m2 großen Gesamtfläche mit Hilfe des Datenloggers SIR3000 in Kombination mit einer geschirmten 400 MHz-Antenne 5103A (GSSI, USA). Das Messsystem ermöglichte dabei eine Auflösung von 2,5 cm inline und 50 cm crossline mit einer ungefähren Eindringtiefe von knapp 2,5 Metern.

Die Ergebnisse der Bodenradarprospektion überraschen schließlich: Neben dem Nachweis großer Teile des unerwartet gut erhaltenen Kirchenfundamentes ist es gelungen, auch Befunde des mutmaßlich schlechter erhaltenen Kreuzgangs bzw. zugehöriger, angrenzender Gebäude zu detektieren. Außer den deutlich in den Messergebnissen erkennbaren Streifenfundamenten der Außenwände sowie der Quer- und der Mittelschiffe lassen sich an einigen interessanten Details, z. B. die Innengestaltung der Krypta oder Treppenanlagen nachweisen.

Die Bodenradaruntersuchung auf dem Domplatz in Goslar liefert, neben einer umfassenden Grundlage für die Beurteilung erhaltener Baubefunde hinsichtlich der geplanten Neugestaltung des Areals, auch teilweise erstaunliche Details für eine bauhistorische Neubewertung des Gesamtensembles aus Stiftkirche und angrenzender klösterlicher Bebauung. Ein Abgleich der Resultate des Bodenradars mit den zahlreich vorhandenen historischen Grundrissplänen und anderer Quellen soll im Rahmen einer geplanten Publikation des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege vorgelegt werden.

An dieser Stelle sei unserem Auftraggeber, dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Herrn Dr. Michael Geschwinde, herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit gedankt. Des Weiteren bedanken wir uns bei der Stadt Goslar für Ihre Unterstützung bei der Bereitstellung von Kartengrundlagen sowie für den logistischen Beistand bei der Räumung des Parkplatzes für den Zeitraum der Untersuchung.

Link Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege: www.denkmalpflege.niedersachsen.de

Link Stadt Goslar: https://www.goslar.de/

Link Pressemitteilung Stadt Goslar: Georadarmessung des Domplatzes liefert unerwartete Bilder

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