„X marks the spot“ – Lokalisierung der Gruft des Freiherrn Franz Hermann Anselm Christoph Augustin von Benzel-Sternau.

Grabplatte Anselm Franz

Grabplatte des Freiherrn Franz Hermann Anselm Christoph Augustin von Benzel-Sternau in der katholischen Pfarrkirche St. Margareta.

Messfläche Bodenradaruntersuchung in Kahl am Main

Bodenradarmessung in der katholischen Pfarrkirche St. Margareta in Kahl am Main. Ausschnitt der Untersuchungsfläche.

Bodenradarmessgerät, 400MHz-Antenne mit SIR3000

Bodenradarmessung in der katholischen Pfarrkirche St. Margareta in Kahl am Main. 400MHz-Antenne mit SIR3000 und kleinem Messrad.

Im Februar 2019 wurde im Auftrag des Heimat- und Geschichtsvereins Kahl am Main eine Bodenradaruntersuchung im Inneren der katholischen Pfarrkirche St. Margareta durchgeführt. Ziel der Untersuchung war die genaue Verortung der Gruft des Freiherrn und die Erlangung weiterer Erkenntnisse zur Bauweise und dem Erhaltungszustand derselben. Mithilfe der Bodenradaruntersuchung konnte die genaue Lage und die Ausdehnung der Gruft festgestellt werden.

Geschichte

Anselm Franz (* 28. August 1738 in Mainz; † 7. März 1786 bei Schloss Emmerichshofen) war Minister von Kurmainz, Kurator, Reorganisator der Alten Universität Mainz und Sohn des kaiserlichen Reichshofrats und kurmainzischen Hofkanzlers Johann Jakob Freiherr von Bentzel.

Nach juristischen Studien in Mainz, Erfurt, Wien und Wetzlar wurde er Hof- und Regierungsrat in Mainz. Er war Anhänger der Aufklärung, ab 1763 Sekretär der Kanzlei, im Jahre 1771 Vizekanzler und ab 1773 Kanzler. Nach der Ausschaltung der Mainzer Jesuiten, war Bentzel maßgeblich an der Reform des Kloster- und Schulwesens beteiligt. 1766 erbaute er das Schloss Emmerichshofen. Es liegt im Norden von Kahl am Main, unweit der hessisch-bayerischen Landesgrenze und gilt als typischer Vertreter eines adligen Landsitzes im Stil des Rokokos.

Bodenradarprospektion

Die Verdachtsfläche innerhalb derer sich die Gruft befinden soll, ließ sich im Vorfeld der Messung auf eine ungefähr 10 x 10 m große Fläche im heutigen Eingangsbereich der Kirche eingrenzen. Im Zuge des Kirchenausbaus im Jahre 1910 kam es zu der letzten bekannten Öffnung der Gruft, danach wurde sie mit Sand verfüllt. Darüber hinaus sind aus den Jahren 1939 und 1956 zwei Bodeneinbrüche bekannt, die zwar ausgebessert wurden, zu denen es jedoch keine Aufzeichnungen gab, die Rückschlüsse für eine genauere Verortung zuließen.

Mit der tatkräftigen Unterstützung mehrerer Helfer des Heimat- und Geschichtsvereins, wurde das Mittelschiff am 12. Februar für die Untersuchung freigeräumt und mit dem Bodenradar untersucht. Zur Klärung der Fragestellung wurde die Fläche in zwei orthogonal zueinander liegenden Messrichtungen, in einem besonders engen Messraster von 25 cm Profilabstand gemessen, um eine möglichst hohe räumliche Auflösung der Daten zu erreichen.

Obwohl einige moderne Störeinflüsse durch eine teilweise in die Untersuchungsfläche hereinragende moderne Heizungsanlage die Messergebnisse beeinflussen, ergaben sich für die Lokalisierung der Gruft hierdurch nur marginale Einschränkungen. Wünschenswert deutlich, treten ab einer mittleren Tiefenlage von ca. 30 cm unter der heutigen Oberfläche, Lineamente stark erhöhter Reflexionsenergie auf, die einen rechteckigen Grundriss von ca. 2,50 x 3,50 m Außen-, bzw. ca. 1,70 x 2,80 m Innendurchmesser formen. Es dürfte sich hierbei um die gemauerten Wände der gesuchten Gruft handeln. Zur genauen Tiefenerstreckung lassen sich methodenbedingt nur ungenaue Angaben machen, da in dem mittleren Teil der Gruft, unterhalb der Decke ein Hohlraum zu liegen scheint. Da sich Radarwellen in Hohlräumen sehr viel schneller fortbewegen als in festen Körpern und die Tiefenbestimmung für die Reflektoren über die Laufzeit der Radarwelle ermittelt wird, ist mit einer von der realen Tiefe abweichenden Position der Reflektoren zu rechnen. In größerer Tiefe finden sich Bereiche erhöhter Reflexionsenergie, die teilweise vom Verfüllungsmaterial oder dem Boden der Gruft stammen. Im Umfeld des Gruftgrundrisses waren keine weiteren archäologisch relevanten Strukturen zu erkennen.

Ins Auge sticht eine auffällige, kreuzförmige Struktur, die wie ein großes „X“ die Lage des Gruftbaus im Messbild markiert. Die vier Endpunkte schließen jeweils mit den Eckpunkten der Gruft ab und der Kreuzungspunkt liegt über dem Zentrum der Gruft. Für die Deutung scheint ein mögliches Kreuzgewölbe der Gruft naheliegend. Eine Wölbung der Struktur, die für ein solches Kreuzgewölbe sprechen würde, ist aber bei der genaueren Betrachtung der Tiefenscheiben und auch innerhalb der einzelnen Radarprofile nicht zu erkennen. Die Strukturen verlaufen deutlich horizontal. Somit ist es wahrscheinlicher, dass es sich nicht um die originale Decke der Gruft handelt, sondern vermutlich um eine später eingebrachte Abdeckung als Teil der heutigen Bodenunterkonstruktion. Möglicherweise geht diese auf eine der beiden Reparaturen der eingangs erwähnten Bodeneinbrüche zurück.

Durch die gelungene genaue Verortung der Gruft des Freiherrn Franz Hermann Anselm Christoph Augustin von Benzel-Sternau mit Hilfe des Bodenradars, sind nun gezielte Untersuchungen der Gruft denkbar und eine erneute obertägige Markierung, z.B. mit der alten Grabplatte, ist nun wieder möglich.

Dank

Unser herzlicher Dank geht an Herrn Karl Becker und die vielen engagierten ehrenamtlichen Helfer des Heimat- und Geschichtsvereins Kahl am Main für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Untersuchung und für die Genehmigung zur Erstellung dieses Blogbeitrages

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